People-centered healthcare, auf Deutsch übersetzbar mit „personen-zentrierter Gesundheitsversorgung“ sieht die Inanspruchnehmer der Gesundheitsdienste als gleichwertige Partner in der Planung, Entwicklung und in der Schaffung von Zugängen zur Gesundheitsversorgung, die auf die Bedürfnisse der Rat suchenden zugeschnitten sind. [1]
Der Begriff „people-centered healthcare“ sollte nicht mit „patient-centered healthcare“ verwechselt werden. „People-centered healthcare“ ist ein Überbegriff, der eine bessere Verknüpfung der wichtigsten Überlegungen des Patienten auf allen Ebenen des Gesundheitssystems beinhaltet. Hier wird vom gesunden Menschen ausgegangen, der sich bereits präventiv informiert, bevor Krankheit entsteht. Bei der „patient-centered healthcare“ geht es nur um die Patienten gebundene Gesundheitsversorgung, weshalb die Begriffe nicht deckungsgleich sind. Der Begriff der „people-centered healthcare“ wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. [2]
Kernaussagen der people-centered healthcare
- Stärkung der Souveränität und Informiertheit (Empowerment)
- Aktive Teilnahme (Participation)
- Die zentrale Rolle der Familie und der Gemeinschaft in jedem Prozess der Entwicklung und
- ein Ende geschlechtsspezifischer Unterschiede und anderer Formen von Diskriminierung.
Das bedeutet, dass der Mensch das Recht und die Pflicht hat, individuell und kollektiv an allen Aspekten seines Lebens weitgehend beteiligt zu werden in Bezug auf Gesundheit und Entwicklung.
Die Auswirkungen dieser Punkte sind klar: Menschen haben das Recht und die Pflicht, sich bei Entscheidungen über ihre Gesundheitsversorgung zu beteiligen, und zwar nicht nur in Fragen der Behandlung und des Managements, sondern auch für allgemeinere Fragen der Gesundheitsversorgung, der Planung und Umsetzung.
Warum kommt dieses Thema gerade jetzt auf?
- Finanzierungsmechanismen im Gesundheitswesen werden nicht optimal genutzt, dies zwingt Gesundheitsanbieter in den Druck der unzureichenden Versorgung – Arzt-Patientengespräche sind von kurzer Dauer, fehlende Zuweiser, Unter- oder Überversorgung steht in enger Relation ihrer finanziellen Anreize, unzureichendes Fallmanagement und Diskontinuität der Versorgung.
- Traditionell liegt der Schwerpunkt auf der Anbieterseite, also der Versorgungsseite des Gesundheitssystems – biomedizinische, technologische, Anbieter und Liefersysteme. Es ist Zeit, mehr Aufmerksamkeit auf die Nachfrageseite zu legen – Patienten, deren Angehörige, Gemeinschaften und der Gesellschaft insgesamt.
Es ist notwendig, weiter an der Entwicklung des Gesundheitssystem zu arbeiten, um die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen von Einzelpersonen, Familien und deren Angehörige, genauso wie Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind, Gesundheitsbetreuer und Bürokraten zu erfüllen, damit der Mensch mehr in den Fokus der Gesundheitsversorgung rückt.
Bewegung außerhalb des Systems
Mittlerweile versuchen einzelne Organisationen am bestehenden Gesundheitssystem etwas in Bewegung zu setzen. Ziel ist es, Personen auf Augenhöhe abzuholen, wodurch sie die Möglichkeit bekommen, die richtige Entscheidung zu treffen oder überhaupt zu finden. Das deutsche Gesundheitssystem weist in vielen Bereichen veraltete Züge auf, weshalb sich dringend etwas ändern sollte, damit der Mensch mehr in den Mittelpunkt rückt.
Zum Beispiel bietet die Internet Plattform „washabich.de“ Patienten die Möglichkeit, ihre Diagnose – die mit vielen medizinischen Fachbegriffen meist lateinischen Ursprungs versehen ist – zu übersetzen, damit Ottonormalverbraucher sie überhaupt versteht. Übersetzt in eine Sprache, die der Patient auch spricht, werden die Arztbriefe von Medizinstudenten ab dem 8. Semester. Anja Kersten, Gründerin der Plattform, wurde erst kürzlich in das Ashoka Fellows Programm aufgenommen. Ashoka ist die älteste und größte Organisation zur Förderung von Sozialunternehmern. Ashoka ist heute in knapp 70 Ländern aktiv und fördert mehr als 2.800 Sozialunternehmer (sogenannte „Ashoka Fellows“).
Was bewegt die Initiative Uterus Myomatosus?
Wir gehören ebenfalls zu denen, die etwas am bestehenden System bewegen möchten. Die Initiative Uterus Myomatosus zeigt Rat suchenden Frauen alle Behandlungsmöglichkeiten bei Myomen auf und ermöglicht einen leichten Zugang zu interdisziplinären Ärzteteams aus Gynäkologie und interventioneller Radiologie.
Für diesen interdisziplinären Austausch setzt sich die Initiative innerhalb der Ärzteschaft ein und spricht auf Ärzte-Symposien, Kongressen etc. , um auch innerhalb dieser Zunft das Bewusstsein zu erweitern für eine fachübergreifende Zusammenarbeit für ein optimales Versorgungsangebot von Myom-Patientinnen. Erst durch die fachübergreifende Zusammenarbeit wird ein umfassendes Myomtherapie-Angebot möglich.
Die Initiative Uterus Myomatosus bietet Rat suchenden zusätzlich die Möglichkeit, bei ausgewählten interdisziplinären Ärzteteams einen Termin anzufragen, um sich umfangreich beraten zu lassen. Schließlich hat fast jede 3. Frau Myome, 20% davon leiden unter Myom bedingten Beschwerden wie starke Blutungen, dadurch bedingten Eisenmangel, Müdigkeit, Abgeschlagenheit. Fehlgeburten, Druck auf umliegende Organe bis hin zum Harnstau. Unangenehme, oft langjährige Beschwerden für eine gutartige Gewebeveränderung, die erst dann zur Krankheit wird, wenn Symptome auftauchen. Und die – auch wenn von Tumoren (Fachbegriff für Geschwulste) gesprochen wird – kein Krebs ist.
Nicht jedes Beschwerde verusachende Myom ist für jede angebotene Behandlung geeignet und daher ist das persönliche Gespräch mit beiden Ärzten – Frauenarzt und Radiologe – so essentiell, um die für sich optimale Lösung zur Rückgewinnung der eigenen Lebensqualität zu erlangen. Das geht im Idealfall im partizipativen Entscheidungsfindungsprozess, dem sog. „shared-decision-making„, was wiederum einen „people-centered healthcare“ Ansatz voraussetzt.
Wann muss ein Myom behandelt werden?
Ein Myom an sich bzw. mehrere Myome ohne Symptome müssen nicht behandelt werden. Erst, wenn es Beschwerden verursacht, wenn aus einem Uterus myomatosus ein symptomatischer Uterus Myomatosus wird, kann von einer Krankheit gesprochen werden.
Die wesentlichen Aspekte der „people-centered healthcare“:
Für Einzelpersonen, Patienten und Angehörige:
- Den Zugang zu klar, prägnant und verständlich Gesundheitsinformation und-erziehung, die Erhöhung der Gesundheitskompetenz;
- Gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitssystemen, wirksame Behandlungen und psychosoziale Unterstützung;
- Persönliche Fähigkeiten, die Kontrolle über Gesundheit und Engagement ermöglichen mit dem Gesundheitssystem: Kommunikation, gegenseitige Zusammenarbeit und Respekt, Zielsetzung, Entscheidungsfindung und Problemlösung, Self-Care und
- Engagement zur Unterstützung der Entscheidungen im Gesundheitswesen, einschließlich der Gesundheitspolitik.
Für Menschen die im Gesundheitswesen tätig sind:
- Ganzheitlicher Ansatz für die Bereitstellung der Gesundheitsversorgung;
- Respekt gegenüber Patienten und ihre Entscheidungen;
- Anerkennung der menschlichen Bedürfnisse bei der Gesundheitsversorgung;
- Berufliche Fähigkeiten, um diese Bedürfnisse zu erfüllen: Kompetenz, Kommunikation, gegenseitige Zusammenarbeit und Respekt, Empathie, Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention, Reaktionsfähigkeit und Sensibilität;
- Bereitstellung von individualisierter Pflege;
- Der Zugang zu beruflichen Weiterbildungen und die Chance auf Nachbesprechungen;
- Die Einhaltung evidenzbasierter Leitlinien und Protokolle;
- Engagement für Qualität, Sicherheit und ethische Betreuung;
- Teamarbeit und Zusammenarbeit mit Lehrlingen, eine koordinierte Betreuung und die Kontinuität der Versorgung.
In Einrichtungen des Gesundheitswesens:
- Zugänglich für alle bedürftigen Menschen Gesundheitsversorgung;
- Engagement für hochwertige, sichere und ethische Betreuung;
- Sicheres und einladendes physisches Umfeld, des Lebensstils, der Familie, der Privatsphäre und der Würde;
- Der Zugriff auf psychologische und spirituelle Unterstützung bei der Pflege Erfahrung;
- Anerkennung der Bedeutung des gesamten Personals – Führungs-, Medizin-, Gesundheitsberufs -, Leistungsschutz – in der Erbringung von Gesundheitsleistungen;
- Beschäftigung und Lohnbedingungen, zur Unterstützung der Teamarbeit bei People centered healthcare;
- Organisation von Dienstleistungen, die Bequemlichkeit und Kontinuität der Versorgung von Patienten zu bieten;
- Service-Modelle, die psychosozialen Dimensionen und unterstützende Partnerschaften zwischen Individuen, ihrer Familien und Ärzte erkennen.
In Gesundheitssystemen:
- Die Grundversorgung dient als Grundlage;
- Finanzierungsvereinbarungen für Gesundheitsorganisationen, durch die Partnerschaft zwischen Menschen die im Gesundheitswesen tätig sind und Menschen, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu unterstützen;
- Investitionen in die professionelle Ausbildung des Gesundheitswesens, die multidisziplinäre Teamarbeit, gute Kommunikationsfähigkeit, eine Orientierung in Richtung Prävention, fördert und integriert Erkenntnisse über psychosoziale Dimensionen des Gesundheitswesens;
- Wege für die Patienten Beschwerden und Klagen in Angriff zu nehmen;
- Die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften;
- Einbeziehung der Inanspruchnehmer in der Gesundheitspolitik;
- Transparenz.
Autorin: Eileen
Quellen: