Myomtherapie Medikamente: Unerwünschte Nebenwirkungen einfach online melden

Es tut sich was auf dem Health 2.0 ePatient Gesundheitsmarkt: Zukünftig soll es Patienten und Verbrauchern in der EU möglich sein, direkt der dafür zuständigen Behörde unerwünschte Arzneimittel-Nebenwirkungen zu melden, ohne dass hierfür die Bestätigung durch Angehörige eines Gesundheitsberufes notwendig wird. Seit Oktober 2012 können Patienten auf der Webseite des Paul Ehrlich Instituts melden, sobald eine unerwünschte Nebenwirkung auftritt. Das langsame Erwachen in der Behördenlandschaft für ein schlummernden Potential im deutschen Gesundheitsmarkt: Patientenerfahrungen.

Die Bundesoberbehörde Bundesmittelinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat zusammen mit dem Paul Ehrlich Institut (PEI) laut Meldung vom 2.10.2012 einen Online-Dienst ins Leben gerufen, auf dessen Seite Patienten unerwünschte Arzneimitel-Nebenwirkungen (UAW) melden können. Berichte über unerwünschte Ereignisse, die von den Patienten direkt gemeldet werden, tragen erheblich zur Früherkennung von Risikosignalen bei. Wer sich aktiv beteiligen möchte, kann auf https://verbraucher-uaw.pei.de unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten melden.

Sofern Nutzerinnen und Nutzer die Herausforderung annehmen, den richtigen Button zu finden und die Retro-Atmo der Frames und CGI Script Umgebung aus der Ära des letzten Online-Jahrzehntes schmeichelhaft finden. Die Wortwahl, einen “Verdachtsfall” an eine “Bundesbehörde” zu melden, klingt sportlich. Doch nur Mut, es geht und die unerwünschte Arzneimittel-Nebenwirkung sollte damit an behördlicher Stelle landen und Gehör finden. Mitsamt eigener Anschrift, datenschutzkonform. Wer in privaten Patientenforen wie med1.de oder Foren von Medienverlagsprodukten wie z.B. brigitte.de sein Leid klagt, sollte die nötige Geduld eigentlich aufbringen, sich dieser offiziellen Seite in aller Ruhe zu widmen.

In der Gaming-Branche wird allgemein als “Walkthrough” bezeichnet, wer nach dem Lösungsweg sucht. Gerne geben wir mit Bild unterstützend den Hinweis: oben rechts im blauen Balken auf den Button “Meldeformular” klicken, ausgefüllt und ab die Post.

Verbesserte Gesundheitsprodukte durch die Weisheit der Vielen

Patientenmeldungen beinhalten häufig neue Informationen, die nicht in der “Summary of Product Characteristics (SmPC)”, der Zusammenfassung der Merkmale eines Arzneimittels erwähnt werden. So enthielt ein Drittel der Patientenmeldungen im ersten Jahr der in Dänemark (1) stattfindenden Erfassung Informationen, die nicht in der SmPC erwähnt waren. (2)

Welcher Nutzen ergibt sich für medikamentöse Myomtherapien?

Für die hormonelle medikamentöse Myomtherapie gibt es neben GnRH Analoga, der Hormonspirale und Mifepristone seit März 2012 die Möglichkeit zur Behandlung mit Ulipristalacetat für Patientinnen, die für eine OP vorgesehen sind. Erfahrungen zu dieser 13wöchigen Behandlung werden zur Zeit zwischen Arzt und Patientin ausgetauscht. Neu ist der Wirkstoff nicht, neu ist er im Zusammenhang mit der Behandlung zur Linderung von myombedingten Blutungsbeschwerden samt künstlichem Zelltod (Apoptose) der Myomzellen, was zu einer Schrumpfung der Myome führen soll. Hier erfahren Sie mehr zur Wirkung und ob diese Therapieform für Sie geeignet ist.

Ob Nebenwirkungen Hormonspirale, Nebenwirkungen GnRH Analoga, Nebenwirkungen Ulipristalacetat: jetzt können Myom-Patientinnen an offizieller Stelle durch ihr Feedback helfen, die medizinischen Myom-Therapieformen langfristig zu verbessern. Trägt beispielsweise eine Myompatientin ihre Erfahrungen in Bezug auf eine unerwünschte Nebenwirkungen durch eine hormonelle Behandlung ein, bekommt sie nach der Meldung eine Eingangsbestätigung, die sie ausdrucken und abspeichern kann. Natürlich sollte sie die Nebenwirkungen auch ihrem behandelnden Arzt mitteilen.

Erfahrungsberichte gewünscht

Es liegt nahe, dass Frauen mit Myombeschwerden (z.B. starke Blutungen, lange Blutungen und daraus resultierender Blutarmut (Anämie)) seit der im März 2012 eingeführten hormonellen weiteren medikamentösen Behandlungsform mit Ulipristalacetat zur Zeit verstärkt Erfahrungsberichte zur Behandlung mit diesem Wirkstoff suchen, um eine informierte Entscheidung zu treffen. Allerdings ist jede Erfahrung eine rein subjektive Geschichte und kein adäquater verlässlicher Hinweis auf die eigene individuelle Rückgewinnung der Lebensqualität. Lage, Größe und Anzahl der Myome können stark variieren. Auch andere Krankheitsbilder wie z.B. Endometriose können die Wahl der optimalen Myomtherapie beeinflussen. Die Meldung der unerwünschten Arzneimittel Nebenwirkungen (UAW) ersetzt in keinem Falle den Arztbesuch. Zur Wahl der optimalen Myom Behandlung ist ein umfassendes Arztgespräch unabdingbar, die Expertenmeinung kann kein Onlineforum ersetzen. Auch unsere Plattform ist nicht als Ersatz zu sehen, sondern als Mittler zwischen Rat suchenden Frauen und Ärzten, die umfassend beraten.

Die Erfahrungen von Patienten nutzen für Wissenschaft und Forschung

Florence van Hunsel et al (3) haben in den Niederlanden 1.370 Patienten zwischen Januar 2008 und März 2009 nach ihrer Motivation für eine UAW-Meldung befragt:

  • 89 % der Patienten wollten ihre Erfahrungen mitteilen,
  • 86 % der Patienten berichteten wegen der Schwere des unerwünschten Ereignisses,
  • 63,2 % hatten Sorge um ihre Gesundheit,
  • 57,6 % gaben an, dass sie beunruhigt waren, weil das unerwünschte Ereignis nicht in der Packungsbeilage erwähnt wurde.
  • 93,8 % waren der Meinung, dass ihre Berichterstattung anderen Patienten helfen könnte.

Verbesserung des Health Outcome

Als Initiative Uterus Myomatosus wünschen wir uns mehr solcher partizipativen Plattformen im Internet, die ganz im Sinne von Health 2.0 die entsprechenden Akteure des Gesundheitswesens sinnstiftend zusammenführen. Patientenaustausch und -erfahrungen online gibt es schon längst, sie werden millionenfach (!) monatlich besucht, heißen z.B. Onmeda, Sanego und Imedo  – und wen kümmert bei dieser extremen Ökonomie der Aufmerksamkeit auf den ersten Plätzen der Suchmaschinen ein Hinweis auf die offiziellen behördlichen Seiten des Paul Ehrlich Instituts? Gleiche Frage könnte man uns stellen. Doch jeder fängt mal klein an. Unserer Meinung nach ist es an der Zeit für vermehrten online-gestützten Wissensaustausch zwischen z.B. Patienten, Selbsthilfegruppen, Patientenorganisationen, Ärzten, Forschern, Klinikern, Krankenkassen, Industrie und den entsprechenden Ministerien bzw. Behörden. Letztere ganz besonders.

So schön die Idee der EU ist, so verbesserungswürdig ist die bisher zur Verfügung gestellte Seite des Paul Ehrlich Instituts im Hinblick auf IT und anwenderfreundlichem UX-Design: die letzte Website mit CGI Script und Frames ist uns ca. Mitte 2000 über den Weg gelaufen. Wenn es die Seite seit diesem Zeitpunkt gibt, dann ist es hoffentlich eine Übergangslösung. Wir vermissen die Ausschreibung zur Gestaltung dieser Seite. Die Umsetzung einer patientenfreundlichen Wortwahl, Menüführung, Datenerhebungs-Struktur und Gestaltung mit hohem Nutz- und Nutzungswert (Usability Faktor) im sichtbaren Bereich (Frontend), idealerweise mit uneingeschränkt funktionierender Darstellung und Nutzung auf mobilen Endgeräten (responsive Design) zur Erhebung großer Datenmengen (Big Data) und deren Verarbeitung im System (Backend) – und sind voller Zuversicht.

Autorin: Juliane

Details zur Nebenwirkungsmeldung durch Verbraucher:
www.pei.de/cln_236/nn_2345414/DE/infos/patienten/nebenwirkungsmeldung-verbraucher/nebenwirkungsmeldung-verbraucher-inhalt.html#doc2345412bodyText3

(1) Egberts TC et al.: Can adverse drug reactions be detected earlier? A comparison of reports by patients and professionals. BMJ.1996;313(7056):530-531

(2) Blenkinsopp A et al.: Patient reporting of suspected adverse drug reactions: a review of published literature and international experience. Br J Clin Pharmacol. 2007;63(2):148-156

(3) van Hunsel F et al.: Motives for reporting adverse drug reactions by patient-reporters in the Netherlands. Eur J Clin Pharmacol. 2010;66:1143-1150

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